„Frauen sind als Kunden sehr anspruchsvoll“

Constanze Hintze k
Constanze Hintze, Svea Kuschel & Kolleginnen

Nicht nur die Beraterinnen haben das Potenzial der weiblichen Kundschaft entdeckt. Die Anzahl vermögender Frauen wächst und damit auch ihre Bedeutung für die Finanzbranche. Nach dem aktuellen World Wealth Report 2011 von Merrill Lynch Global Wealth Management und Capgemini werden 27 Prozent des weltweiten Vermögens von Frauen kontrolliert.

„Ob Anlageberatung, Vermögensverwaltung oder Nachfolgeplanung – mit zunehmenden Vermögen werden Frauen zu einer immer bedeutenderen Kundengruppe im Private Banking“, so Professor Dr. Rolf Tilmes, Mitglied des Vorstandes des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland). Zudem übernehmen immer mehr Frauen auch innerhalb der Familien die Verantwortung für dasThema Finanzen. Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Finanzdienstleisters AWD kümmern sich schon heute 50 Prozent der befragten Frauen in ihrer eigenen Familie um Versicherungen, Vorsorge und Geldanlage.

So haben auch die Versicherer Frauen als Zielgruppe entdeckt. Ein Beispiel ist das Internet-Frauenportal der Ergo Direkt in Zusammenarbeit mit Otto Finanzplus „einfachanders.de“. Da sich das Kaufverhalten der Frauen deutlich von dem der Männer unterscheide, solle die Plattform auf die speziellen Bedürfnisse der weiblichen Kundschaft zugeschnitten sein und diese „klischeefrei“ ansprechen.

Schon seit einigen Jahren bieten verschiedene Produktgeber auch sogenannte Lady-Tarife an. Diese speziell zugeschnittenen Finanzprodukte sollen den besonderen Bedürfnissen von Frauen und insbesondere deren geringerer Risikoneigung besser gerecht werden. Die Finanzberaterinnen halten diese Produkte unisono für unnötige Marketinggags. „Sehr häufig sind reine Frauenprodukte Mogelpackungen, von Männern aus Marketinggründen entworfen“, kommentiert Helma Sick.

Die Expertinnen verweisen darauf, dass es bereits eine Vielzahl hervorragenderer Produkte auf dem Markt gibt, mit denen so gut wie jeder Wunsch und jede Risikoneigung erfüllt werden kann. Spezielle Tarife und Produkte seien „rosafarbene Handys“; Frauen bräuchten aber eine bedarfsgerechte Beratung, die ihnen passende Produkte heraussucht und verständlich erklärt, so Beraterin Hintze.

Auch eine Studie des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin vom November 2009, in deren Rahmen 8.000 private Haushalte befragt wurden, kommt zu dem Ergebnis, dass die risikoreduzierten Frauenprodukte überflüssig sind. Demnach handeln Frauen bei der Geldanlage vorsichtiger, weil sie über ein geringeres Vermögen und Einkommen verfügen und nicht, weil sie generell weniger risikofreudig sind als Männer.

Seite drei: Mehrheit der Beraterinnen begrüßt Einführung der Unisex-Tarife

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