Profitabilität vor Wachstum

Zuletzt hatte die Allianz zum Jahreswechsel 2011/12 Prämienanpassungen vorgenommen. Dies war erforderlich, um die Schadenteuerung auszugleichen, erklärt das Vorstandsmitglied.

Das Problem des wachsenden Leistungsniveaus betrifft nicht nur die Allianz. So konstatiert der GDV, dass die Entwicklung der Kfz-Schäden unverändert kritisch sei. Nach den aktuellen Hochrechnungen lagen sie im vergangen Jahr bei 20,5 Milliarden Euro. „Damit übersteigen sie das ohnehin schon äußerst schadenträchtige Vorjahr 2010 nochmals um 2,1 Prozent“, heißt es in einer Verbandsmitteilung.

Preiskampf bei Kfz hält an

Diese Entwicklung beunruhigt auch die Huk-Coburg, die vor allem auf Umsatzwachstum gesetzt hat, was dem Unternehmen Ende April erstmals zu mehr als neun Millionen Fahrzeugen im Versichertenbestand verholfen hat.

„Die Schadenaufwendungen steigen nach wie vor. Zum Teil war die Zunahme witterungsbedingt, möglicherweise ist aber tatsächlich der jahrzehntelange Trend sinkender Schadenhäufigkeiten jetzt zum Stillstand gekommen“, mutmaßt Huk-Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann. „Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wären weitere Prämienanhebungen nötig. Auf der anderen Seite setzt der starke Wettbewerb in der Kfz-Versicherung enge preisliche Grenzen.“

GDV-Mann Pohlhausen unterstützt die Sichtweise Heitmanns: Vor dem Hintergrund, dass es im Jahreswechselendgeschäft sehr wahrscheinlich zu Preisreduzierungen kommen werde, könne die Branche für das Gesamtjahr 2012 lediglich eine Anpassung von durchschnittlich zwei Prozent durchsetzen.

Die Huk hat nach Beitragsanpassungen im laufenden Jahr ein Beitragsplus von rund acht Prozent im ersten Quartal 2012 erzielt. Ob dies ausreichen wird, müsse man abwarten, so Heitmann. Die Coburger hatten ihre Beitragseinnahmen bereits im vergangenen Jahr mit einem Zuwachs von 6,1 Prozent deutlich stärker steigern können als der Markt. Dazu beigetragen hat auch eine Beitragsanpassung von durchschnittlich 4,5 Prozent.

Dennoch reichte es für den Versicherer nur zu einer Schaden-Kosten-Quote von 104,8 Prozent. Bereits im Jahr 2010 verzeichnete die Kraftfahrtversicherung der Huk-Coburg einen Verlust von rund 60 Millionen Euro. Wie hoch der Verlust in 2011 ausgefallen ist, bleibt abzuwarten, bis der Geschäftsbericht veröffentlicht ist.

Obendrein besteht die Gefahr, dass die Autohersteller den Kfz-Versicherern auf dem Feld der Schadenregulierung Konkurrenz machen. So plant die EU-Kommission, ab 2015 das automatische Notrufsystem eCall für Neuwagen vorzuschreiben: Kommt es zu einem Unfall oder einer Panne, so wird per Mobilfunksender automatisch über die EU-weite Notrufnummer 112 der Standort des Fahrzeugs an die Notrufzentralen übertragen.

Außerdem erfolgt ein Rückruf zum betroffenen Fahrzeug. Polizei und Feuerwehr wissen somit sofort, wo sie hinfahren müssen. Dadurch verkürzt sich die Zeit, was lebensrettend sein kann. Doch hier enden auch schon die Gemeinsamkeiten zwischen Politik und Assekuranz.

So zieht die Huk zwar nicht den Nutzen des Systems in Zweifel, befürchtet aber, dass die Hersteller die Pannen- und Unfallfahrzeuge mittels einer eingebauten Zusatzfunktionen in ihre eigenen Werkstätten lotsen. „Dies könnte unser Schadenmanagement erschweren“, betont Heitmann.

Dieses Szenario würde die Kfz-Versicherer vor allem deshalb hart treffen, weil das Schadenmanagement als Wegbereiter zu einer geringeren Combined Ratio gilt. So erklärt VHV-Mann Horgby: „Was die Combined Ratio betrifft, so sehen wir in einem gut funktionierenden Schadenmanagement eine Kernkompetenz der Versicherer und beziehen unsere Vertriebspartner in unsere Prozesse von Beginn an mit ein.“ Diesen Weg wolle man konsequent weiter gehen, so Horgby.

Die VHV Allgemeine gibt nur eine Gesamt-Schaden-Kostenquote über alle Sparten bekannt. Diese lag mit 101,1 Prozent leicht über der des Vorjahres (100,3 Prozent). Der Grund hierfür sei eine rückläufige Abwicklungsquote, also ein geringeres Abwicklungsergebnis für die Schäden der Vorjahre, erklärt der Versicherer. Bei unveränderter Abwicklungsquote hätte sich eine Combined Ratio von deutlich unter 100 Prozent ergeben. Mit dieser Entwicklung sei man sehr zufrieden, sagt Horgby.

Foto: Nancy Heusel

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