Dossier: Erneuerbare Energien

Die Anleger achten immer mehr darauf, dass ihre Investitionen nicht nur Rendite erwirtschaften, sondern auch mit ihrem grünen Gewissen konform gehen. Aus diesem Grund bieten Initiatoren und Fondsgesellschaften verstärkt Investitionsmöglichkeiten in Wind- und Solarfonds an. Wohin geht der Trend?

Das grüne Gewissen der Anleger will bedient sein – das haben Investmentfondsgesellschaften und Emissionshäuser längst verstanden und machen Beteiligungsangebote an Solar- und Windparks, Wasserkraftwerken und Biomasseanlagen an etablierten und neuen Standorten.

Wind und Solar EnergieIm Jahr 2020 sollen 35 Prozent des heimischen Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Ende letzten Jahres lieferten die regenerativen Quellen rund 20 Prozent. Windparks lieferten rund 7,6 Prozent des Ökostroms, Biomasseanlagen steuerten 6,1 Prozent bei, Wasserkraftwerke und Solaranlagen liegen mit 3,2 beziehungsweise 3,1 Prozent nahezu gleichauf. Noch, denn die Bedeutung des Ökostroms wächst mit dem Zubau der Anlagen: Nach Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lag die Windstromproduktion zwischen Januar und März 2012 mit 15.682 Gigawattstunden (GWh) um 35 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Die Solarstrom-Produktion stieg nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft im selben Zeitraum sogar um 40 Prozent auf 3.900 GWh.

Einen beträchtlichen Teil der Anlagen haben institutionelle Investoren teilweise mit dem Eigenkapital privater Anleger finanziert. Nachdem die staatlichen Subventionen für neu zu errichtendende Fotovoltaikanlagen europaweit früher und drastischer gekürzt wurden, als dies in den Degressionszielen festgeschrieben waren, stehen Ausweichtechnologien (wieder) hoch im Kurs. Emissionshäuser wie Aquila Capital, DWS oder Shedlin Capital haben bestehende oder im Bau befindliche Wasserkraftwerke in den Mantel eines geschlossenen Fonds gehüllt und stellen ihren Anlegern sprudelnde Renditen in Aussicht.

Andere Initiatoren, darunter die KGAL, Lacuna und Leonidas haben das Asset Windrad wiederbelebt und betonen, dass es sich um Windfonds einer neuen Generation handle. Zwischen den Jahren 2001 und 2005 investierten die Anbieter mit ihren Anlegern rund vier Milliarden Euro in Windkraftanlagen. Die Offerten machten beiden später häufig keine Freuden, sondern stellten sich als Luftnummern heraus: Um die rege Anlegernachfrage zu bedienen, wurden teilweise Prototypen verbaut, deren Reperaturanfälligkeit unterschätzt wurde. Die seinerzeit brandneue Technologie war insgesamt alles andere als ausgereift und manch ein Gutachten zur Windausbeute am jeweiligen Standort viel zu optimistisch. Es war noch die Zeit der Steuersparmodelle, in der die Fondszeichner von hohen Verlustzuweisungen profitieren sollten. Die Beteiligungsangebote waren mit viel Fremdkapital gehebelt und wurden so manchem Fondsgesellschafte(r) zum Verhängnis – sie mussten den Gang zum Insolvenzrichter antreten.

Heutzutage lässt sich Windstrom günstiger und planbarer produzieren. Zudem kalkulieren die Konzeptionäre der mittlerweile renditeorientierten Fonds vorsichtiger und planen mehr Eigenkapital ein, um die Abhängigkeit von den Kreditverpflichtungen zu reduzieren.

Bei den Emissionshäusern Lloyd Fonds, Chorus oder Collector kombiniert man beispielsweise Fotovoltaik- und Windkraftanlagen in einem Fonds, weil die Erträge der Energiegewinnungsmethoden negativ miteineinander korrelieren. Zudem lässt sich die Risikostreuung dadurch weiter ausbauen. Übersichtlicher ist demgegenüber noch das Angebot der Biomasse-Fonds. Das neueste Beteiligungsangebot in diesem Segment nennt sich „Sweden WoodEnergy 1“ und wurde im Februar 2012 von dem Düsseldorfer Initiatorenneuling Green Investors AG auf dem Markt gebracht. Die Anleger der Eigenkapitalofferte investieren über eine schwedische Betreibergesellschaft in bestehende oder geplante Holzheizwerke investiert. Die erzeugte Wärme soll über das Fernwärmesystem zu den schwedischen Abnehmern gelangen.

Der Ideenreichtum wird belohnt: Im Jahr 2011 erreichten die geschlossenen Beteiligungsangebote an Anlagen zur zur Erzeugung erneuerbarer Energiegen erstmals einen Marktanteil von gut 13,7 Prozent als nach Angaben des Berliner VGF Verband der geschlossenen Fonds mehr als 1,5 Milliarden Euro investiert wurden. (af)

Sie möchten die aktuellen Entwicklungen der Anlageklasse erneuerbare Energien verfolgen? Finden Sie hier die wichtigsten Meldungen des laufenden Jahres zu diesem Themenkomplex in chronologischer Reihenfolge:

4. Mai 2012: Union: Garantiefonds auf erneuerbare Energien

25. April 2012: Bundesumweltminister gründet Plattform Erneuerbare Energien

23. April 2012: Wasserfonds: Aussicht auf sprudelnde Renditen

18. April 2012: KGAL kündigt Windenergiefonds für Privatanleger an

21. März 2012: Aquila kauft Wasserkraftwerk in der Türkei

8. März 2012: Erneuerbare Energien: Vier Elemente – viele Probleme

6. März 2012: Dima 24-Umfrage: Rohstoff-Beteiligungen bei Anlegern vorn

30. Januar 2012: Italien streicht Förderung von Solaranlagen auf Ackerland

18. Januar 2012: Shedlin setzt auf erneuerbare Energien in Schwellenländern

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