Bauboom in Deutschland: Berufsgenossenschaft dringt auf Arbeitsschutz

Der Gewerkschaftssekretär sieht aber nicht alleine die Unternehmen in der Pflicht. Manche Beschäftigte gingen auch von selbst vermeidbare Risiken ein. „Es ist eine Mischung aus Leichtsinn, Stress, Fachkräftemangel und Preisdruck.“

Die Bauwirtschaft entgegnet, in Betrieben spielten Arbeitsschutz und Gefährdungsanalyse eine immer größere Rolle. In der Berufsgenossenschaft gebe es auch ein Malus-System, teilte der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes mit.

Der Beitrag zur Unfallversicherung könne sich um bis zu 30 Prozent erhöhen, wenn überdurchschnittlich viele Unfälle passierten. Auch der Städtetag betont, bei der Planung städtischer Projekte werde Prävention berücksichtigt. Die Städte seien Auftraggeber vieler Bauprojekte und hätten ein großes Interesse, Unfälle zu vermeiden.

Sturzgefahr durch fehlende Gerüste

In der Hälfte der tödlichen Unfälle stürzten Arbeiter laut BG Bau ab, etwa vom Gerüst. Auch bei der Arbeit mit Maschinen oder beim Transport von Materialien passieren immer wieder Unglücke. Aus Sicht von Präventionsleiter Arenz muss oft umsichtiger geplant werden.

Es komme oft vor, dass etwa nicht daran gedacht werde, für Fassaden- oder Dacharbeiten Gerüste oder Hubarbeitsbühnen zu bestellen. Stattdessen werde mit Leitern gearbeitet, was unsicher sei.

Laut Arenz schätzen Arbeiter teils Gefahren bei kurzen Tätigkeiten falsch ein. Ein Beispiel seien schnelle Arbeiten am Dach. Aus Sicht mancher lohne es da nicht, ein Fanggerüst zu montieren, stattdessen arbeite man auf Steildächern ohne Absturzsicherung.

Risiken werden nicht wahrgenommen

Wenn es dann regne, rutsche jemand schnell ab. „Da fragen wir uns im Nachgang auch immer wieder: Wie konnte der Betroffene ein solches Risiko eingehen?“

Auch im Fernsehen sehe man immer wieder Handwerker, die nicht gut gesichert seien. Auch die Gesellschaft nehme diese Risiken nur unzureichend wahr.

„Wenn jemand mit 80 Stundenkilometern an einer Kindertagesstätte vorbeifährt, dann sieht jeder sofort, dass das nicht akzeptabel ist. Aber wenn Menschen in zehn Metern Höhe ohne Sicherung arbeitet, dann gehen viele dran vorbei und nehmen es als Selbstverständlichkeit wahr“, sagte Arenz. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

 

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