Jüngere Rentner fühlen sich benachteiligt

Auch wenn die Bundesregierung das aktuelle Rentenniveau bis 2025 festschreiben möchte, haben die Rentenkürzungen der Vergangenheit bereits ihre Spuren hinterlassen: Jüngere Rentner bewerten ihre finanzielle Situation im Vergleich zu den über 80-Jährigen deutlich schlechter, so eine aktuelle Postbank-Umfrage.

Junge Rentner fühlen sich gegenüber den 80-Jährigen benachteiligt.

Je jünger der Rentner, desto enttäuschter ist er beim Blick ins eigene Portemonnaie: Knapp jeder zweite 50- bis 65-jährige (46 Prozent) und jeder dritte 66- bis 79-jährige Rentner (34 Prozent) hält seine derzeitige finanzielle Situation für schlechter, als er vor Renteneintritt erwartet hat. Von den über 80-jährigen Rentnern ist dagegen nur jeder siebte (14 Prozent) ernüchtert. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Kantar-Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank.

Frühe Rentner von Altersarmut bedroht

„Naturgemäß befinden sich unter jüngeren Rentnern besonders viele, die eine reduzierte Altersrente beziehen“, kommentiert Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank, die Unzufriedenheit der 50- bis 65-Jährigen. „Auch Bezieher einer Erwerbsminderungsrente, die deutlich unter der normalen Altersrente liegt, sind in dieser Gruppe überproportional vertreten.“

Wer früh in Rente geht, ist besonders häufig von Altersarmut bedroht: Unter den 50- bis 65-jährigen Rentnern findet sich mit 13 Prozent der höchste Anteil von Sozialhilfeempfängern (Durchschnitt: fünf Prozent) und mit zehn Prozent auch von Personen, die finanzielle Hilfe von Angehörigen erhalten (Durchschnitt: fünf Prozent).

Wachsende Rentenlücke

Viele, vor allem jüngere Rentner haben die Höhe ihrer späteren Altersbezüge falsch eingeschätzt. Nur 40 Prozent der 50- bis 65-Jährigen und 52 Prozent der 66- bis 79-Jährigen sind der Ansicht, dass sie ihre heutige finanzielle Situation vor Rentenbeginn richtig bewertet haben. Zum Vergleich: Überdurchschnittlich viele über 80-jährige Rentner meinen, dass ihre Rente so hoch wie erwartet ist (64 Prozent). Dass sie sogar besser dastehen, finden 15 Prozent der über 80-Jährigen, aber nur zehn Prozent der 50- bis 65-Jährigen und nur elf Prozent der 66- bis 79-Jährigen.

Für Bargel spiegelt sich in diesen Zahlen die Reform der gesetzlichen Rente innerhalb der letzten 20 Jahre wider. Dabei wurde das Rentenniveau in Relation zu den Erwerbseinkommen gesenkt, um der steigenden Zahl von Rentenbeziehern und der schrumpfenden Zahl von Beitragszahlern Rechnung zu tragen. „Hiervon sind viele jüngere Rentner betroffen. Bei den über 80-Jährigen, die ihren Rentenantrag in der Regel vor mindestens 15 Jahren gestellt haben, dürften sich die Reformen dagegen noch kaum auf die Höhe der Altersrente ausgewirkt haben“, so der Postbank-Experte.

Rücklage wird genutzt, um den Lebensabend zu genießen

Dementsprechend nutzt jeder sechste über 80-Jährige (17 Prozent) seine während des Berufslebens erworbenen Ersparnisse in erster Linie, um sich etwas zu gönnen. Von den 66- bis 79-Jährigen setzen zehn Prozent ihre Rücklage ein, um ihren Lebensabend zu genießen. Von den 50- bis 65-Jährigen können dies nur neun Prozent. Neben dem sinkenden Rentenniveau wirkt sich der Wandel der Erwerbsbiografien negativ auf die Einkünfte der jüngeren Rentner aus: „Im Vergleich zu den über 80-Jährigen weisen 66- bis 79-Jährige längere Ausbildungszeiten und einen späteren Berufseinstieg vor.

Zudem haben Phänomene wie Arbeitslosigkeit und atypische Beschäftigungsverhältnisse – wie Zeitarbeit, Teilzeit und befristete Beschäftigung – in den vergangenen 20 Jahren stark an Bedeutung gewonnen und führen zu einer geringeren Altersrente.“ (fm)

Foto: Shutterstock

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