Morgen & Morgen Marktausblick PKV: Sechs „ausgezeichnet“ und sieben „sehr gut“

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Morgen & Morgen hat den PKV-Markt unter die Lupe genommen. Sechs Anbieter erhielten fünf Sterne.

Während der Markt für PKV-Vollversicherungen sich seit Jahren stabil bei den Versichertenzahlen zeigt, läuft das Zusatzversicherungs-Geschäft richtig rund. Einbußen verbucht die Branche nur in wenigen Bereichen, etwa der Auslandsreiseversicherung. Der neue Marktausblick von Morgen & Morgen zeigt, dass Versicherte ihren Krankenversicherungsschutz auch in der Corona-Pandemie nicht verringern. Sechs PKV-Anbieter erhielten fünf Sterne.

Die Privaten Krankenversicherer (PKV) erweisen sich auch in diesem Jahr im M&M Rating als stabil im Umgang mit der Pandemie und Kapitalmarktsituation. Die PKV-Branche meistert die Herausforderungen der Pandemie weiterhin gut, unterm Strich deutlich besser als andere Wirtschaftszweige.

Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle M&M Rating KV-Unternehmen des unabhängigen Analysehauses Morgen & Morgen. Eine leicht entspanntere Kapitalmarktsituation sowie weiterhin ausbleibende Mehrkosten durch die Pandemie führen dazu, dass die Versicherer sich solide erweisen und in manchen Bereichen sogar leicht verbessern.

Während sich der Markt für PKV-Vollversicherungen seit Jahren bei der Zahl der versicherten Personen relativ stabil zeigt, verbuchen die PKV-Versicherer im Zusatzversicherungsgeschäft zum Teil deutliche Zuwächse. Einbußen im Neugeschäft gibt es nur in wenigen Bereichen, etwa der Auslandsreiseversicherung.

Corona-Pandemie schlägt sich in den Kapitalanlagen nieder

Zu spüren bekommt die Branche die Corona-Pandemie vor allem im Bereich der Kapitalanlagen. Auch wenn sich die Kapitalmärkte 2021 leicht erholt haben, ist die Lage weiter angespannt. Die Nettoverzinsung steigt nur minimal an und liegt noch immer auf niedrigem Niveau. Auch die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen sinken aufgrund des Zinsanstiegs am Kapitalmarkt.

Die Kostenquoten der KV-Unternehmen bleiben insgesamt konstant, beim Eigenkapital ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Positiv erweist sich jedoch die Versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote: Sie steigt das zweite Jahr in Folge erneut leicht an. Auf ähnlichem Niveau wächst auch die Quote der Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen (RfB-Quote). Die RfB-Zuführungsquote erhöht sich sogar noch deutlicher. 

„Noch ist die Pandemie auch für die Privaten Krankenversicherer nicht ausgestanden. Pandemiebedingt höhere Ausgaben in den Bereichen Prävention, Hygienemaßnahmen und Tests standen verminderte Ausgaben aufgrund aufgeschobener Behandlungen gegenüber. Insgesamt wurden so weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen“, fasst Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen, die Situation in der Branche zusammen.

Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst und Experte für die KV-Tarife bei Morgen & Morgen

Gleichzeitig rechne diese aber auch mit steigenden Ausgaben in den kommenden Jahren. Laut Bohrmann erkennen die Versicherer ihren Handlungsbedarf: „Die Versicherungsgesellschaften sehen mit verpassten Vorsorgebehandlungen, den damit einhergehenden unerkannten Krankheiten als auch mit den Langzeitfolgen von Covid-19-Erkrankungen und Isolation zukünftig steigende Leistungsausgaben auf sich zukommen. Sie reagieren entsprechend und bilden weiterhin zusätzliche Schadenrückstellungen.“

Die aktuelle Entwicklung der Kennzahlen

Die Leistungskennzahlen haben sich 2021 solide entwickelt, so Morgen & Morgen. Die Nettoverzinsung stieg von 2,8 Prozent auf nun 2,9 Prozent. Einen deutlichen Sprung machte die Versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote. Sie verbessert sich von 13,1 auf 15,2 Prozent und erreichte damit einen neuen Fünf-Jahres-Höchstwert von 15,2 Prozent verbessert. 

Nahezu konstant sind hingegen Abschlusskosten- und Verwaltungskostenquote: Während die Kosten für Abschlüsse sich wieder bei 6,2 Prozent einpendeln, bleibt die Verwaltungskostenquote mit 2,2 Prozent unbewegt.

Erfolgs- und Leistungsgrößen

M&M Rating KV-Unternehmen | Historische Entwicklung

JahrNettoverzinsungVersicherungsgeschäftliche ErgebnisquoteAbschlusskostenquoteVerwaltungskostenquote
20173,514,16,22,2
20183,013,36,22,2
20193,211,66,22,2
20202,813,16,12,2
20212,915,26,22,2
Quelle: Morgen & Morgen

Auch 2021 befindet sich die Wachstumsrate für natürliche Personen in der Vollversicherung mit minus 0,2 Prozent im negativen Bereich. Der Kundenabrieb schwächte sich im Vergleich zu den Vorjahren zwar ab. Ab es zeigt sich, dass der Markt im Gegensatz zu den Zusatzversicherungen gedeckt ist. Bei den privaten Ergänzungsversicherungen setzt sich die Zunahme umso stärker fort: Das Wachstum steigt hier von 2,3 Prozent auf drei Prozent an. 

2021 waren alles in allem rund 8,7 Millionen Personen in Deutschland in der PKV-Vollversicherung, was rund 10,4 Prozent der Bevölkerung entspricht. Knapp 36,6 Millionen Personen über eine private Krankenzusatzversicherung. Darin enthalten sind jedoch auch Mehrfachabsicherungen, etwa über verschiedene Zusatzverträge.

Wachstums- und Bestandsgrößen

M&M Rating KV-Unternehmen | Historische Entwicklung

JahrWachstumsrate natürlicher Personen | VollversicherungWachstumsrate natürlicher Personen | Ergänzungsversicherung
2017-0,61,3
2018-0,51,2
2019-0,41,5
2020-0,42,3
2021-0,2

In den Kennzahlen zu Sicherheit und Finanzierbarkeit zeigt sich die leichte Erholung des Kapitalmarkts. Die Bewertungsreservenquote sinkt durch die steigenden Zinsen von 18,5 Prozent auf 14,3 Prozent. Im Bereich der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen.

Die RfB-Quote steigt auf 35,6 Prozent, die RfB-Zuführungsquote wächst deutlich auf 13,9 Prozent. Die Eigenkapitalquote sinkt hingegen weiterhin leicht und liegt bei 16,3 Prozent. Der niedrigste Stand im fünf-Jahres-Vergleich. Der durchschnittliche Rechnungszins im Bestand lag 2021 bei etwa 2,3 Prozent und setzt damit den fallenden Trend der Vorjahre fort. Dies liegt insbesondere an den Rechnungszinsen des Neugeschäfts, teilweise wurde auch der Zins der Bestandstarife angepasst.

Sicherheit und Finanzierbarkeit

M&M Rating KV-Unternehmen | Historische Entwicklung der Kennzahlen

JahrEigenkapitalquoteRfB-QuoteRfB-ZuführungsquoteBewertungsreservenquote
201717,240,012,714,6
201817,439,610,211,2
201917,137,110,717,0
202016,834,310,718,5
202116,335,613,914,3

Angaben in Prozent

© MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 09/2022

Das Ratingergebnis

Der aktuelle Jahrgang des M&M Rating KV-Unternehmen nimmt die Ergebnisse der Geschäftsberichte von 2017 bis 2021 von 30 Privaten Krankenversicherern in den Blick. Der Markt erweist sich als konstant stabil, mit geringfügigen Verbesserungen im Vergleich zu den Vorjahren. Zwar konnten drei Versicherer ihr Rating-Ergebnis verbessern, doch stehen diesen ebenso viele Gesellschaften gegenüber, die in diesem Jahr einen Rang verloren haben. Die grundlegende Tendenz bleibt dabei gleich.

Sterneverteilung

M&M Rating KV-Unternehmen

RatingbewertungAnzahl Unternehmen 2021Anzahl Unternehmen 2020Anzahl Unternehmen 2019
5 Sterne – ausgezeichnet653
4 Sterne – sehr gut7911
3 Sterne – durchschnittlich866
2 Sterne – schwach466
1 Stern – sehr schwach544

© MORGEN & MORGEN GmbH | Stand 09/2022

„Die Privaten Krankenversicherer steuern weiter sicher durch die Herausforderungen von Pandemie und Kapitalmarktveränderungen. Der hohe Qualitätsanspruch der KV-Unternehmen bleibt ungebrochen, auch wenn es gerade im Mittelfeld des Unternehmensratings zu einem leichten Zuwachs kommt“, resümiert Thorsten Bohrmann das diesjährige Ratingergebnis.

Hintergrund

Das M&M Rating KV-Unternehmen betrachtet zehn Bilanzkennzahlen der Privaten Krankenversicherer über den vergangenen Fünfjahreszeitraum 2017 bis 2021. Das Rating erlaubt somit belastbare Aussagen über die wichtigsten Kennzahlen der Versicherer in den Bereichen Erfolgs- und Leistungsgrößen, Wachstums- und Bestandsgrößen sowie über die Kennzahlen zu Sicherheit und Finanzierbarkeit. Bei der Auswertung der Unternehmensdaten werden nach Angaben von Morgen & Morgen Faktoren wie Wechselwirkungen der Bilanzkennzahlen berücksichtigt. Jede bewertete Gesellschaft wird im Vergleich zu den anderen Marktteilnehmern beurteilt und damit einem Benchmarking unterzogen.

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