Ein unfassbarer Platzierungserfolg

Nach einem Merkblatt konnte ein Beratungsgespräch frühestens sieben Tage später stattfinden. „Das Verkaufsprospekt und das Vermögensanlageblatt (VIB) ist zum Beratungsgespräch wieder mitzubringen“, so die strenge, wenn auch grammatikalisch nicht ganz korrekte Anweisung der Bank.

Die Frist war offenkundig ernst gemeint. So hieß es schon einige Tage vor dem 1. Dezember auf den Websites der Institute: „Die Prospektausgabe zum Energiepark Hümmling ist beendet“. Nun berichtete die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) über das Ergebnis der Emission. Demnach wurde das Kapital nicht nur vollständig platziert, sondern sogar um 60 Prozent überzeichnet.

Nach Angaben des Geschäftsführers der RBI hat die Nachfrage bei 60 Millionen Euro gelegen, im Schnitt also bei über 4.000 Euro pro volljährigem Einwohner. 1.939 Prospekte wurden demnach verteilt, daraus wurden 1.534 Anteilseigner. Das entspricht einer Abschlussquote von fast 80 Prozent und einer durchschnittlichen Zeichnungssumme von rund 39.000 Euro. Mehr als jeder zehnte der gesamten Zielgruppe hat gezeichnet.

Ein Extrem-, aber kein Einzelfall

Laut NOZ wurde die Höchstsumme dann durch „Repartierung“, also Reduzierung des jeweiligen Anlagebetrags, auf 21.000 Euro pro Anleger reduziert. Das kommt rechnerisch zwar nicht ganz hin, es ändert aber nichts daran, dass es sich um einen geradezu unfassbaren Platzierungserfolg handelt.

Und doch ist der Energiepark Hümmling zwar ein Extrem-, aber keineswegs ein Einzelfall. Cash. hat in der Ausgabe 12/2017 über das Hümmlinger Vorhaben und weitere der sogenannten Bürgerenergieprojekte berichtet. Demnach platzieren sich auch andere der Bürgerwindparks teilweise wie geschnitten Brot. Daran ändert auch die regelmäßig hohe Fremdfinanzierung nichts.

Neben dem regionalen Bezug dürfte der enorme Zuspruch der Anleger auch daraus resultieren, dass sie die Emissionen nicht mit dem „grauen Kapitalmarkt“ in Verbindung bringen (zu dem sie laut BaFin-Definition allerdings gehören). Das belegt auch, welches gewaltige Potenzial Sachwertanlagen haben, wenn sie diesen Makel endlich abstreifen können. (sl)

Foto: Shutterstock

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