Gipfeltreffen Baufinanzierung: „Der Nachholeffekt wird kommen“

Kommen wir zum Schluss noch zum Thema Digitalisierung, das per se mit dem Thema Nachhaltigkeit verknüpft ist. Wie sieht derzeit der Einsatz von digitalen Features in Tagesgeschäft aus, und welche künftigen Entwicklungen sind zwingend notwendig? Und wie reagieren auch Kunden auf das Videoberatungsangebot?
Kirschner: Ich war vor Corona zu bequem, mich dieses Themas anzunehmen, und dann wurde ich gezwungen. Jetzt habe ich es lieben gelernt und merke, dass über Videoberatung sehr viel geht. Ich sitze auch lieber mit dem Kunden an einem Tisch, aber esh gibt tatsächlich Kunden, die über eine Million Euro bei uns finanziert haben, die ich noch nie persönlich getroffen habe. Und es funktioniert, und es wird an Bedeutung gewinnen. Denn auch die Nachfrage der Kunden nach Videoberatung steigt.

Hintermair: Die Videothematik müssen wir nicht mehr diskutieren, das fühlt sich fast wie Präsenz an. Der Kunde will weniger Zeit auf der Straße verbringen, genauso wie ich. Das heißt aber nicht, dass man jedes digitale Gimmick nutzen muss oder sollte. Man muss für sich sehr genau analysieren, welche Tools sinnvoll sind. Beispielsweise würde ich dem Kunden niemals einen Link schicken, den er öffnen muss, um seine Daten selbst einzugeben. Das gehört für mich zum Service und ist bereits eine gute Möglichkeit, während der Aufnahme der Kundendaten eine Kundenbindung aufzubauen. Gerade, wenn ich im Wettbewerb stehe, brauche ich eine Bindung, denn die entscheidet oft darüber, ob der Kunde abschließt, gar nicht so sehr die Kondition.

Simon Konrad: „Grundsätzlich ist das Know-how des Ansprechpartners bei der Bank sehr wichtig, wenn es einmal Fälle außerhalb der Norm gibt, die es zu entscheiden gilt. Es ist einfach wichtig, dass man weiß, wie tickt die Bank, wie tickt der Vermittler, um sich möglichst reibungsfrei und zum Wohle der Sache zusammenzufinden.“ (Foto: Alexander von Spreti)

Konrad: In einem Punkt bin ich gänzlich anderer Meinung. Ich lasse meine Kunden die Daten von ihnen und der Immobilie, soweit möglich, in unserem Online-Portal selbst eingeben, bevor ich das erste Gespräch mache, weil wir dann gleich viel tiefer in die Materie eintauchen und die wichtigen Dinge, wie Wünsche und Ziele bei der Finanzierung noch ausführlicher besprechen können. Die Daten können gemütlich am Abend in 20 Minuten eingegeben werden. Viele Kunden sind von der Nutzung des Portals begeistert, das gilt besonders für die jüngere Generation. In Bezug auf die Videoberatung kann ich euch nur zu 100 Prozent recht geben. Es lassen sich einfach mehr Termine in kürzerer Zeit absolvieren. Von den Banken würde ich mir zum Beispiel die Möglichkeit zur Verwendung der digitalen Unterschrift zumindest auf den Antragsformularen wünschen.

„Digitalisierung kann sehr dabei helfen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren.“

Warum ist der Einsatz digitaler Features für die ING wichtig? Und was plant die ING an dieser Stelle? Wie wird sich das Kundenverhalten aus Sicht der ING diesbezüglich künftig auch verändern?
de Bruijn: Na ja, am Ende des Tages werben wir damit, dass wir effizient und transparent arbeiten, sowohl für den Endkunden, als auch für den Finanzierungsvermittler. Es geht darum, alles möglichst einfach und leicht verständlich zu machen. Und das geht mit Digitalisierung. Und diesbezüglich gibt es immer Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Beispielsweise hatten wir das Thema Objektbewertung sehr lange auf der digitalen Agenda, weil es sehr komplex ist, aber wir sind damit jetzt auf der Zielgeraden.

Hein: Ich würde aber das Thema Digitalisierung auch noch mal gerne mit dem der Nachhaltigkeit kombinieren. Denn ich glaube, dass sich beides ganz gut ergänzt. Die Digitalisierung kann sehr dabei helfen, den CO2-Ausstoß, den wir als Bank haben, wie vom Regulierer gewünscht, zu reduzieren. Deshalb ist es auch in unserem eigenen Interesse, Tempo aufzunehmen und die notwendigen Dinge Schritt für Schritt voranzutreiben.

Roundtable: Frank Milewski, Cash.

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