Gold: Droht eine Feiertagsüberraschung?

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Weihnachten findet für Gold in diesem Jahr früher statt“, so Joe Foster, Portfoliomanager und Goldstratege bei VanEck, und nennt die Gründe.

„Es stimmt, Gold ist im bisherigen Jahresverlauf immer noch um über 3 Prozent gefallen, aber es ist schwer, sich über einen Anstieg von 135 US-Dollar pro Unze oder 8,3 Prozent innerhalb nur eines Monats nicht zu freuen. Es fühlt sich also wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk an, vor allem, wenn man bedenkt, dass Gold mit dieser Entwicklung wieder in den langfristigen Aufwärtstrend einsteigt, der seit 2016 besteht.“ Mitte September dieses Jahres war Gold aus diesem Trend herausgefallen, als es unterhalb der langfristigen Unterstützung von 1.680 US-Dollar pro Unze gehandelt wurde. Obwohl der Goldpreis bei diesen Niveaus anfällig war, zeigte er sich, unterstützt durch die starke physische Nachfrage, widerstandsfähig und hielt sich fest um die Marke von 1.650 US-Dollar.

In den ersten Novembertagen führten verschiedene Nachrichten, darunter der Zinserhöhungsbeschluss des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (FOMC), der Arbeitsmarktbericht und die US-Zwischenwahlen, zu einer Schwäche des US-Dollars, die den Goldpreis nach oben trieb. Am 10. November lag der US-Verbraucherpreisindex (VPI) für Oktober mit 7,7 Prozent im Jahresvergleich leicht unter den Erwartungen und niedriger als im Vormonat (8,2 Prozent). Dies weckte an den Märkten erneut die Hoffnung, dass die U.S. Federal Reserve (Fed) das Tempo der Zinserhöhungen bald verlangsamen könnte, was zu einem Rückgang des Dollars führte und den Goldpreis am 15. November auf bis zu 1.786 US-Dollar pro Unze steigen ließ. Am letzten Tag des Monats setzte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell bei seiner Rede vor der Brookings Institution noch einen drauf, indem er signalisierte, dass die Fed das Tempo der Zinserhöhungen bereits im Dezember verlangsamen könnte. Der Goldpreis schloss am 30. November bei 1.768,52 US-Dollar pro Unze.

Hingegen hat in der Kryptowelt „der Grinch Weihnachten vorzeitig gestohlen“, wie Foster weiter schreibt. Der plötzliche Zusammenbruch von FTX wirft viele Fragen zum gesamten Krypto-Ökosystem auf und schafft viel Unsicherheit in dieser noch recht neuen Anlageklasse. „Vielleicht sollte es uns nicht überraschen, dass es in dem Maße, in dem dieser Sektor wächst, sich selbst erfindet und definiert, auch einige Opfer geben wird“, so Foster. „Wir werden oft gefragt, wie sich der Bitcoin auf die Goldnachfrage auswirkt, da beide als alternative Anlagen betrachtet werden. Zweifellos hat Gold wahrscheinlich einige Anleger an Bitcoin verloren. Wir sind jedoch der Meinung, dass sich die Kernanleger in Gold im Allgemeinen sehr von den Bitcoin-Anlegern unterscheiden. Diejenigen, die in Gold investieren, suchen in der Regel nach einem sicheren Hafen, Inflationsschutz und Portfoliodiversifizierung – Vorteile, die Gold seit jeher bietet, auch wenn Goldanlagen mit Risiken verbunden sind.“ Es ist eindeutig zu früh, um zu sagen, welche Rolle Bitcoin und Kryptowährungen in einem Portfolio spielen werden, die Entwicklungen in diesem Monat stellen jedenfalls einen Rückschlag in diesem Erkenntnisprozess dar. Solange dies nicht besser verstanden und sich im Laufe der Zeit bestätigen wird, haben Kryptowährungen es schwer, Goldanlegern die Schau zu stehlen.

„Der wahre Konkurrent für Gold ist in diesem Jahr der US-Dollar“, so der Goldexperte. Die Anleger stehen vor der Entscheidung, ob sie Gold halten sollen, um ihre Portfolios vor hoher Inflation und geopolitischen Spannungen zu schützen, oder ob sie ihre Bestände angesichts weltweit steigender Zinssätze reduzieren sollen. „In einem Umfeld steigender Zinsen und geringerer Inflationsaussichten infolge der geldpolitischen Straffungsprogramme der Fed und anderer Zentralbanken haben sich die Anleger für die Sicherheit des US-Dollars entschieden und ihn auf sein 20-Jahres-Hochs getrieben. Das war in diesem Jahr der größte Gegenwind für Gold“, erklärt Foster.

Es ist davon auszugehen, dass sich der Goldpreis in nächster Zeit weiterhin in der Spanne von 1.700 bis 1.800 US-Dollar pro Unze bewegen wird. Wenn die Inflation auf oder nahe dem aktuellen Niveau bleibt, werden die Realzinsen wahrscheinlich im negativen Bereich bleiben. Das dürfte den Goldpreis stützen. Eine Straffungspause bei der Geldpolitik der Fed wäre wahrscheinlich ein starker Katalysator für Gold. Der Goldpreis könnte jedoch auch vor einer Pause oder einem Schwenk der Fed anziehen. Die jüngste Entwicklung des Goldpreises im Anschluss an den VPI-Bericht für Oktober ist ein perfektes Beispiel dafür: Der Goldpreis brach aus, als der Markt davon ausging, dass sich die Zinserhöhungen der Fed bald verlangsamen könnten. Auch während des letzten Straffungszyklus erholte sich der Goldpreis deutlich, bevor die Fed eine Pause einlegte.

Der Goldpreis ist aus seinem jüngsten Abwärtstrend ausgebrochen und notiert deutlich über 1.700 US-Dollar pro Unze. Es sieht nun so aus, als ob der Goldpreis wieder in den längerfristigen Aufwärtstrend zurückkehren könnte, der seit 2016 anhält. Dies stellt für Gold eine bedeutende Entwicklung dar.

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