Die Wettbewerbssituation der Lebensversicherer bleibt aufgrund der im Markt durchschnittlich weiterhin geringen Gesamtverzinsung der Kapitalanlagen schwierig, schreibt Morgen & Morgen gleich zu Beginn seiner Analyse. Zwar zeige die Einführung der Korridormethode nach wie vor Wirkung, dennoch mussten die Versicherer ihre Zinszusatzreserven wieder kräftig aufbauen.
Acht Milliarden für die Zinszusatzreserve
Insgesamt rund acht Milliarden Euro mussten die Lebensversicherer zuführen. Mit der 2018 eingeführten Korridormethode sollen die jährlichen Rückstellungen, die Lebensversicherer für die Bedienung von hochverzinsten Altverträgen bilden müssen, reduziert und die Gesellschaften somit entlastet werden.
„Das sind zwar drei Milliarden mehr als im vergangenen Jahr, aber immer noch deutlich weniger als 2017. Hier sprachen wir von 13 Milliarden Euro“, erläutert Pascal Schiffels, Geschäftsführer von Morgen & Morgen, den Anstieg der Zinszusatzreserven.
Die Niedrigzinsen beeinflussen auch die Bewertungsreserven der Versicherer. So ist laut Morgen & Morgen die Bewertungsreservenquote – also die Bewertungsreserven in Prozent der gesamten Kapitalanlagen – mittlerweile von elf Prozent auf 18 Prozent gestiegen.
Covid-Pandemie wird Neugeschäft stark beeinflussen
Das Neugeschäft ist im letzten Jahr deutlich gestiegen. 2018 lag das Wachstum noch bei 3,6 Prozent. Der jetzige Jahrgang belegt ein Wachstum von 9,1 Prozent.
„So erfreulich das Wachstum auch ist, so darf das jetzt nicht überbewertet werden. 2020 und die Covid19-Pandemie stellen alles auf den Kopf: Wir erwarten eine Rezession für das kommende Jahr, die das Neugeschäft stark beeinflussen wird“, so Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei Morgen & Morgen.
Sicherheit & Stabilität
Morgen & Morgen bewertet mit dem M&M Rating LV-Unternehmen, wie sich eine Gesellschaft langfristig am Markt behauptet. Es werden Aussagen über Kosten, Sicherheitspolster, Erträge sowie die Marktstellung getroffen. Im diesjährigen Rating erreichen acht der 63 Versicherer eine ausgezeichnete Bewertung mit fünf Sternen und dreizehn Gesellschaften eine sehr gute Bewertung mit vier Sternen.
Der ergänzende M&M Belastungstest belegt zusätzlich die weitestgehend anhaltende Stabilität der Branche. Immerhin 30 Lebensversicherer erhielten beim Belastungstest das Höchstprädikat „ausgezeichnet“.
Dessen Ergebnis ist unabhängig vom M&M Rating LV-Unternehmen zu sehen, da dieser rein auf die Solvabilität fokussiert ist. Der Test bewertet, wie die finanzielle Stabilität sowie die Eigenkapitalunterlegung eines Versicherers im Hinblick auf eine mögliche Krise ausgerichtet ist.
Grundlage des Tests ist die Solvency II-Bedeckungsquote und weitere vom Versicherer zur Verfügung gestellte Daten. Alle 51 teilnehmenden Versicherer haben den Test bestanden und über die Hälfte mit der Bewertung „ausgezeichnet“. 27 Lebensversicherer hatten den Belastungstest verweigert beziehungsweise nicht teilgenommen. (dr)