Trend zur Shitstorm-Versicherung – Firmen fürchten um guten Ruf

Nicht versicherbar sind allerdings Straftaten in der Chefetage: „Wenn jemand straffällig geworden ist, werden wir das nicht abdecken“, sagt Allianz-Manager Zschech. Zum VW-Dieselskandal schweigt die Versicherungsbranche höflich.

Die Folgen eines Skandals können über Umsatzverluste weit hinaus gehen. Dazu zählen etwa sinkender Unternehmenswert, fallender Börsenkurs oder die Abwanderung von Top-Managern.

Das sagt Martin Vollbracht von Media Tenor International, einer auf Medienanalysen spezialisierten Schweizer Unternehmensberatung, mit der die Allianz kooperiert. Zu den typischen Gefahren für den guten Ruf zählen Hackerangriffe oder Datenschutzverstöße.

Skandale lassen Umsatz einbrechen

Doch wie bewertet man den guten Ruf eines Unternehmens in Euro und Cent? „Für unsere Versicherungslösung messen wir vor allem die Auswirkungen auf den jeweiligen Umsatz“, sagt Raible von der Munich Re.

„Da gibt es häufig einen direkten Zusammenhang: Wenn es einen Skandal gibt, bricht der Umsatz ein – und dann greift unsere Versicherung.“ Ähnlich handhabt es auch die Allianz.

Andere sind vorsichtiger. Der Industrieversicherer HDI Global etwa bietet Reputationsschutz als Baustein anderer Verträge an – nicht aber als eigenständige Police.

Immer mehr Skandale zu erwarten

Versicherer und Versicherungsnehmer benötigen für den Schadenfall einen Gradmesser für den entstandenen Schaden, also beispielsweise für einen Umsatzeinbruch. Dieser Gradmesser fehlt bislang“, sagt Philipp Lienau, Produktmanager für Vermögensschadenhaftpflicht und Cyber bei HDI Global.

„Es ist sehr schwer bis nahezu unmöglich, einen Umsatzrückgang auf ein singuläres Ereignis – zum Beispiel einige Berichte in Zeitungen – zurückzuführen“, sagt Lienau. „Auch der Aktienkurs eines Unternehmens kann aus verschiedenen Gründen sinken.“

Doch wegen steigender Nachfrage werden in Zukunft wohl noch mehr Versicherer Skandal-Policen anbieten. Weniger Skandale sind jedenfalls nicht zu erwarten. Ein Indiz: Medienwissenschaftler haben mittlerweile das neue Forschungsgebiet „Skandalogie“ erfunden. (dpa-AFX)

Foto: Shutterstock

 

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