PwC: Ausländische Investitionen in deutsche Unternehmen 2020 nur leicht rückläufig

Symbolbild Handshake zur PwC-Analyse
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Nach einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) fanden im Jahr 2020 weniger M&A-Transaktion zwischen ausländischen Investoren und deutschen Unternehmen statt als im Vorjahr. Der Hauptgrund dafür ist die Coronavirus-Pandemie und ihre gesamtwirtschaftlichen Folgen.


Dies ist eines der Kernergebnisse des Berichts „Destination Deutschland. M&A-Aktivitäten ausländischer Investoren 2020“, teilt PwC mit. Die Analyse berücksichtigt alle Zusammenschlüsse, Unternehmenskäufe und -verkäufe, Leveraged Buyouts, Spin-offs, Privatisierungen und Übernahmen von Minderheitsanteilen, die zwischen dem 1. Januar 2016 und dem 15. November 2020 angekündigt wurden.

Die Zahl der Transaktionen zwischen ausländischen Investoren und deutschen Investoren ist im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr auf 745 gefallen (2019: 755 zum Erhebungsstichtag 15. November). Für das gesamte Jahr 2020 rechnen die PwC-Experten mit einem Rückgang der Transaktionen um 6,6 Prozentpunkte (2019: 912, 2020: 852 Transaktionen) und einem etwas geringeren Deal-Gesamtwert (61 statt vorher 64,7 Milliarden Euro).

Allerdings ist der Durchschnittswert der Transaktionen mit 234 Millionen Euro höher als 2019 (211 Millionen Euro). Steve Roberts, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC Deutschland, sagt dazu: „Die Lockdowns in den meisten Ländern der Welt und ihre wirtschaftlichen Folgen haben verständlicherweise zu einer abnehmenden M&A-Aktivität geführt. Es gab aber insgesamt unwesentlich weniger Deals in 2020. Man kann aber
festhalten, dass mehr Deals getätigt wurden als in den Jahren 2018 und 2017. Das zeigt, dass Finanzinvestoren die Pandemie auch als Chance begreifen und nutzen wollen. Besonders die Sektoren Technologie und Gesundheitswesen waren für ausländische Investoren interessant.“

US-Investoren weiterhin vorn

Vor allem US-amerikanische Investoren investierten laut PwC 2020 in deutsche Unternehmen. Wie bereits 2019 war ihr Anteil bis zum 15. November mit 155 Deals und einem Deal-Gesamtwert 23,5 Milliarden Euro mit Abstand am größten. Danach folgten, ebenfalls wie im Vorjahr, Investoren aus Großbritannien (89 Deals, 2,4 Milliarden Euro Gesamtwert) und der Schweiz (71 Deals, 1,4 Milliarden Euro Gesamtwert).

Auffällig: Der Anteil europäischer Investitionen (inkl. Russland) in deutsche Unternehmen ist seit 2017 kontinuierlich gestiegen. Auch wenn bis Mitte November 2020 insgesamt weniger Transaktionen mit europäischen Investoren stattfanden, ist ihr Anteil an allen Transaktionen leicht gestiegen, von 50 auf 52 Prozent. Mit Blick auf den Deal-Gesamtwert ist der Zuwachs ihres Anteils sogar noch deutlicher: von 37 Prozent im Jahr 2019 auf 46 Prozent 2020.

Besonders häufig investierten die ausländischen Investoren in deutsche Technologie-Unternehmen, so PwC. In diesem Sektor fanden insgesamt 185 Transaktionen statt – ein deutlicher Zuwachs um 27 Prozentpunkte (2019: 146 Transaktionen). „Dieses Interesse ist klar auf COVID-19 zuruückzuführen. Die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen haben das ohnehin große Interesse an Technologiethemen noch einmal verstärkt.“ Auf Platz 2 der für Investoren attraktivsten Sektoren kam der Handel mit 175 Deals, gefolgt von der industriellen Produktion mit 140 abgeschlossenen Transaktionen.

Private-Equity-Investoren mit kleineren und mittleren Transaktionen

Ein weiteres Ergebnis des PwC-Berichts: Private-Equity-Investoren (PE) beteiligten sich bis Mitte November 2020 am häufigsten an kleineren und mittleren Transaktionen (89 Prozent aller Private-Equity-Deals mit veröffentlichtem Dealvolumen). Das entspricht einem Anstieg um 16 Prozentpunkte im Vergleich zum gesamten Jahr 2019. Vier von den zehn Mega-Deals wurden von einem Finanzinvestor getätigt. Dazu zählt der größten Deal in Deutschland: die Akquisition der Aufzugssparte von ThyssenKrupp durch Advent und Cinven.

Die absolute Anzahl von großen und Mega-Deals ist zum 15. November 2020 auf 14 gesunken, verglichen mit 36 im Vorjahreszeitraum. Allerdings ist die Beteiligung daran seitens Finanzinvestoren um vier Prozent leicht gestiegen – damit auf 54 Prozent. PwC-Experte Steve Roberts sagt dazu: „Private-Equity-Investoren haben die Pandemie und deren globalen Auswirkungen tatsächlich als Chance begriffen und sich breiter aufgestellt. Sie haben jede Deal-Möglichkeit wahrgenommen und Deals in allen Segmenten durchgeführt. Auch wenn die Anzahl von Mega-Deals gesunken ist, sind die Beteiligungen von Finanzinvestoren höher als sie es in 2019 waren. Für 2021 erwarten wir noch stärkere Beteiligungen bei deutschen Deals – gerade dann, wenn viele der nicht zustande gekommenen Transaktionen von 2020 wiederaufleben.“

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