Dossier: Private Krankenversicherung

Die private Krankenversicherung (PKV) befindet sich im Umbruch: Nachdem zwei große PKV-Anbieter die Aufgabe ihrer kostengünstigen Einsteigertarife verkündeten, versucht die Branche wieder vermehrt mit den Themen „finanzielle Nachhaltigkeit“ und „Leistungsstärke“ zu überzeugen.

Private Krankenversicherung

Statt Kunden über den Preis zu ködern, sollen nun wieder die Leistungsstärke und die Unterschiede zur gesetzlichen Versicherung ins Schaufenster gestellt werden. Den Auslöser für den Sinneswandel lieferte die DKV, die Ende Juni 2011 erklärte, dass sie sich bis zum Jahresende aus dem Segment der Billigtarife zurückziehen werde. Man habe begriffen, dass der Weg über den günstigen Preis in der PKV nicht der richtige ist, erklärte DKV-Vorstand Clemens Muth. Er hält eine Debatte über den Mindestleistungsumfang in der privaten Krankenversicherung für geboten.

Es dauerte gar nicht lange, bis sich der nächste Aussteiger meldete. Im Juli zog die Central die Reißleine und stellte ab dem 1. August in dem erst 2009 eingeführten Tarifwerk „Vario“ die untere Produktlinie „Ecoline“ ein. Der Versicherer reagierte damit noch radikaler als die DKV. „Warum noch vier Monate warten, wenn die Entscheidung klar ist?“, begründete Generali-Deutschlandchef Dietmar Meister die Entscheidung.

Alle Hintergründe zum einsetzenden Sinneswandel in der Branche können Sie in unserer Geschichte „Besinnung auf alte Tugenden“ von Ende 2011 nachlesen.

Nachholbedarf beim Kostenbewusstsein

Uwe Laue, Debeka
Uwe Laue, Debeka

Zu Jahresbeginn folgte die Diskussion um vermeintliche Abwanderungstendenzen aus der PKV hin zu den gesetzlichen Krankenkassen, die für ein heftiges Rauschen im medialen Blätterwald sorgte. Insbesondere der PKV-Marktführer bei den Vollversicherten – die Debeka aus Koblenz – widersprach einer „Flucht aus der PKV“ vehement. Im Interview mit Cash. nahm Debeka-Chef Uwe Laue seine Branche erneut in Schutz und sprach von einer „Anti-PKV-Propaganda“.

Angesichts der hoch schlagenden Wellen tut eine Versachlichung der Debatte gut: Gesundheitsökonom Professor Dr. Volker Ulrich, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre III – Finanzwissenschaft an der Universität Bayreuth, nennt im Cash.-Interview Vorschläge, wie das Gesundheitssystem besser gemacht werden könne. Angesichts massiv steigender Gesundheitskosten sieht Ulrich unter anderem einen Nachholbedarf beim Kostenbewusstein von Leistungserbringern und Patienten.

Die Eigenverantwortung von Patienten zu stärken, ist vor allem eine Frage, die Beat Moll beschäftigt. Zudem erklärt der Chef der CSS Versicherung, Vaduz, im Cash.-Interview, wie das auf Zusatzpolicen spezialisierte Unternehmen den deutschen Markt für private Zusatzversicherungen einschätzt.

Sie möchten die aktuellen Entwicklungen im Gesundheitsbereich und der privaten Kranken(zusatz)versicherung nachverfolgen? Finden Sie hier die wichtigsten Meldungen aus den letzten Monaten in chronologischer Reihenfolge:

11. April 2012: Pflegetagegeldtarife häufig nur Mittelmaß

5. April 2012: Wachstumsmarkt betriebliche Krankenversicherung

5. April 2012: Pflegezusatztarife: SDK wächst zweistellig

2. April 2012: Krankenzusatz: SBK und Arag kooperieren

13. März 2012: AOK lobt CSU-Votum gegen Senkung der Kassenbeiträge

7. März 2012: GKV-Zahlen 2011: Arzneimittelausgaben runter, Krankenhauskosten rauf

30. Januar 2012: Krankenversicherung: KKH-Allianz und APKV gehen getrennte Wege

24. Januar 2012: Stuttgarter steigt in Zahnzusatzgeschäft ein

13. Januar 2012: Nürnberger startet neuen Zahnzusatztarif

12. Januar 2012: Studie: Zusatzbeiträge in 2012 lassen Kassenversicherte flüchten

11. Januar 2012: PKV-Debatte: BVK vermutet „politische Stimmungsmache“

10. Januar: „Flucht aus der PKV“: Debeka weist Medienberichte zurück

23. Dezember: Höhere PKV-Prämien: „Verbraucher ratlos“

16. November 2011: PKV-Vertrieb: Makler gewinnen Anteile

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