Grüne Betriebsrente: Der Spurwechsel in der bAV

Wie nachhaltig die deutschen Versicherer bei der Kapitalanlage aufgestellt sind, wollte die BaFin im Rahmen einer Abfrage im vergangenen Jahr von den deutschen Versicherern wissen. Demnach betrachten die Versicherer 73 Prozent ihrer Kapitalanlagen als nachhaltig ein. Rund 13 Prozent verwenden die Positivliste.

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass 57 Prozent der Unternehmen bei der Auswahl der Anlagen Umweltaspekte (Eviromental), 56 Prozent soziale Kriterien (Social) und knapp 55 Prozent Aspekte der Unternehmensführung (Governance) berücksichtigen. Knapp 16 Prozent der Unternehmen haben die Prinzipen der Vereinten Nationen für verantwortungsvolle Investitionen (UNPRI) unterzeichnet. Mit der Unterzeichnung der UNPRI verpflichten sich die Investoren, die sechs Prinzipien in ihre Investitionsentscheidungen einfließen zu lassen.

Die Prinzipien sehen unter anderem vor, dass die Investoren Themen aus Umwelt, Soziales und Unternehmensführung in ihre Investmentanalyse- und Entscheidungsfindungsprozesse einbeziehen. Doch eine nachhaltige Ausrichtung von Kapitalanlagen bedeutet noch längst kein grünes Produktportfolio. Grüne bAV-Anbieter gibt es laut Mehrwert-Geschäftsführer Baer nur eine Handvoll: „Die Stuttgarter Lebensversicherung, der Volkswohl Bund, die Barmenia, die Pangea Life oder die Concordia oeco.“

Die Stuttgarter bietet seit rund sechs Jahren grüne Tarife an. „Angefangen haben wir 2013 mit einem reinen Deckungsstock, der Grüne Rente Classic. Zwei Jahre später haben wir eine nachhaltige Drei-Topf-Hybrid-Fondspolice entwickelt und seit diesem Jahr bieten wir auch eine nachhaltige Indexrente an. Alle Neuerungen haben wir zeitgleich mit den Produkten der privaten Altersvorsorge auch in der bAV umgesetzt“, erklärt Meissner.

Damit ist die Stuttgarter derzeit der einzige Anbieter im Markt mit einer komplett nachhaltigen Rentenlinie, die auch Hybrid- und Indexrenten umfasst und in der betrieblichen Altersvorsorge angeboten wird. Noch. Denn das Umdenken und Umschwenken hat eingesetzt. Meissner ist von dem langfristigen Erfolg der nachhaltigen, grünen bAV überzeugt.

Auch weil die EU die Regularien hinsichtlich des nachhaltigen Investierens verschärft. „Vor dem Hintergrund, dass die ESG-Kriterien künftig auch durch die IDD unmittelbar in jeder Kundenberatung eine Rolle spielen werden, dürfte die Bedeutung grüner Altersvorsorgelösungen weiter wachsen“, sagt Meissner.

Auch Baer sieht die grüne bAV auf der Überholspur. „Dafür sprechen zu viele Fakten. Zum einen wird die Politik dafür sorgen, dass institutionelle Anleger, wie es Versicherungen sind, nachhaltiger anlegen müssen. Zum anderen fordert das neue Mindset der Bevölkerung die Versicherer dazu auf, bei diesem Thema umzudenken. Viele Häuser sind auf dem Weg, ernsthafte grüne Versicherungstarife zu gestalten und auf den Markt zu bringen. Zudem erkennen auch immer mehr Berater und Makler die Chancen, die sich dadurch für ihren eigenen Betrieb auftun. Mit entsprechender Weiterbildung und Unterstützung durch spezialisierte Häuser ergeben sich für überzeugte Marktteilnehmer große Differenzierungs- und Umsatzchancen in den nächsten Jahren. Wir sehen hier für den Markt ein enormes Marktpotenzial und das wird von vorausschauenden Versicherern und Beratungsunternehmen erschlossen werden.“ Von Jörg Droste, Cash.

Foto: dpa

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