Risiko Kombiprodukte: Unfall- wird immer mehr zur Krankenpolice

Schon seit längerer Zeit sind sogenannte Kombiprodukte am Markt, die eine Erweiterung des Unfallbegriffs mit zusätzlichen Versicherungsbausteinen kombinieren. Eine Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen ist – und nicht frei von Risiken.

„Entwicklung ist kaum aufzuhalten“

„Die Erweiterung des Unfallbegriffs spielt eine große Rolle, es geht teilweise schon so weit, dass es sich um eine Mischung aus Kranken- und Unfallversicherung handelt. Diese Entwicklung ist kaum aufzuhalten, da im Moment – auch getrieben von Ratingunternehmen – fast alle Mitbewerber in dieselbe Richtung marschieren und ihre Bedingungen anpassen“, beobachtet Birgit Weiß, Marktmanagement in den Sparten Sach, Haftpflicht, Unfall und Kraftfahrt bei der Nürnberger.

Allerdings werde diese Entwicklung langfristig die Schadenquote in die Höhe treiben und den Ertrag schmälern. „Dann werden sich die Gesellschaften überlegen müssen, wie sie weiter vorgehen wollen“, so Weiß. Dennoch erwartet sie, dass die Unfallversicherung sich künftig noch mehr mit der Krankenversicherung vermischen wird, der Unfallbegriff werde immer weiter aufgeweicht.

„Kombiprodukt immer komplizierter als Kernprodukt“

Dass die Unfallversicherungen am Markt zunehmend mehr Leistungen umfassen, beobachtet auch Roland Roider, Vorstand der Haftpflichtkasse Darmstadt.

„Der Verbraucher wird in Zukunft in der Lage sein, für den gleichen Beitrag immer mehr Leistung abzusichern“, ist er sich sicher. Doch die Risiken von Kombiprodukten sieht auch er: Es erscheine auf den ersten Blick zwar sinnvoll, dass durch die Kombination mit anderen Versicherungssparten die Marktdurchdringung gesteigert werden könne.

„Auf der anderen Seite ist ein Kombiprodukt immer komplizierter als das Kernprodukt. Mit steigender Komplexität sinkt die Verständlichkeit. Eine aufwendigere Produktberatung wird erforderlich, sodass es schwieriger werden würde, solche Kombiprodukte zu verkaufen. Auch die Vergleichbarkeit im Markt wird tendenziell schwieriger, was den Verkauf hemmen kann“, warnt Roider. (kb)

Foto: Shutterstock


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