PKV: Vorsorge für Gesundheit bleibt schwierig

Außerdem müssten sich die Gesellschaften auch von bestimmten Vertriebsformen verabschieden, denn die Bestände werden weiter von Umdeckern und „Optimierern“ angegriffen. „Die Versicherer müssen wieder Qualitätstarife anbieten und die Vertriebe müssen die Verbraucher vollständig über den Preis ihrer Kaufentscheidung, Beitrag, Leistung, Eigenanteil aufklären“, so Güssler.

Damit dürften sich dann auch einige Marktanteile von heute verschieben. HanseMerkur etwa setzt weiterhin auf Billigtarife für Einsteiger, und bei Central dominiert der Strukturvertrieb DVAG.

Neue Produkte durch Unisex

Die von der Europäischen Union verordnete Einführung von Unisex-Tarifen hat der PKV den Start in eine völlig neue Produktwelt ermöglicht. Zeitgleich mit der Umstellung auf geschlechtsneutrale Kalkulationen wurden die Tarife modernisiert: Die Branche hatte sich auf Mindestleistungen verständigt, um dem Vorwurf zu entgehen, viele ihrer Tarife erreichten nicht einmal Kassenniveau.

Die meisten Unternehmen senkten den Rechnungszins von 3,5 auf 2,75 Prozent, neue Sterbestatistiken wurden berücksichtigt, Beitragsanpassungen wurden nachgeholt und Risikoreserven eingebaut. Das erste Urteil der Vertriebe lautete: Mit den neuen Unisex-Tarifen sind die Vollversicherungen zwar teurer, aber deutlich besser geworden.

Kunden nicht unbedingt Komfortpatienten

Es besteht dennoch die Crux, dass manche PKV-Tarife, vor allem die Einsteiger- und Billigtarife, nicht einmal GKV-Niveau erreichen können. Entgegen dem von der Branche selbst erzeugten Bild als Premium-Versicherer ist eine große Zahl von Privatpatienten einkommensschwach und wird sich Luxustarife künftig nicht leisten können.

Viele Kunden wähnen sich als Komfortpatienten, kennen die Leistungen ihres Tarifs aber kaum, erleben oft, dass sie Kosten selbst tragen müssen, und verstehen angesichts fortwährender Beitragserhöhungen die Welt nicht mehr. Die Branche tut wenig, um diese Missverständnisse aufzuklären.

Erhalt des dualen Systems

Die Dualität zwischen GKV und PKV will die PKV verteidigen. Doch die Schar der Zweifler wächst, ob sich Deutschland auf Dauer den Sonderweg der Zweigleisigkeit leisten kann. Nachdem der Nettozugang der PKV-Vollversicherung 2011 noch bei knapp 81.000 Kunden lag, verzeichnete die Branche 2012 erstmals einen Schwund von mehr als 20.000 Kunden.

Als Gründe führt die Branche drei Sondereffekte an: Durch den guten Arbeitsmarkt stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf den höchsten Stand seit Langem, was automatisch zu entsprechend vielen Wechseln in die GKV führte.

Seite vier: Ansehen der PKV so schlecht wie nie zuvor

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